Es ist Mai, der Himmel scheint, die Sonne ist blau. Und langsam rückt das Ende meiner Zeit hier in Mexiko näher. Zeit für ein Fazit.
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Uni: Die meisten meiner Seminare sind vorbei, die Abschlussprojekte abgegeben und zum Campus gehe ich nur noch sporadisch. Nächste Woche muss ich noch einen kleinen Film schneiden, dann ist die Uni komplett Geschichte.

Insgesamt ist das Studieren hier nicht ganz das Gleiche wie in Deutschland. Es ist verschulter, wie ich bereits berichtet habe. Dafür sind die Klassen klein, meine Professoren ausnahmslos kompetent und engagiert und die Ausstattung traumhaft.

Leider sind die meisten Meiner Kommilitonen verwöhnte Kinder reicher Eltern, die es nicht einsehen, dass sie für die Uni auch was machen müssen. Im Prinzip ist das kein Ding, bei Gruppenarbeiten wird es aber zum Problem. da bin ich aus Dortmund anderes gewohnt.

Wohnen: Nachdem ich seit sechs Jahren in verschiedenen WGs gewohnt habe, war unsere "casa azul" hier sicherlich die ungewöhnlichste. Zwei Häuser, eine riesige Terrasse und elf Studenten. Das Gute: Man muss keine Party organisieren, denn die crowd ist bereits da. Und so war Donnerstag unser traditioneller Feierabend.

Meine Compañeros sind fast alle Franzosen, die alle an der selben Uni BWL studieren und seit Jahren befreundet sind. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen war das aber nie ein Problem, da ausnahmslos alle super nett sind und die meisten gut englisch sprechen. Außerdem sind die Jungs alle fußballverrückt, so dass wir oft gemeinsam Spiele geguckt haben oder kicken gegangen sind.

Leben in einer der gefährlichsten Städte der Welt unterscheidet sich komischerweise nicht groß vom Leben in Schland. Außer dass wir nie die Haustür abschließen.

Feiern: Ein Schweizer hat es neulich auf den Punkt gebracht: Eigentlich ist ein Auslandssemester ein einziger großer Urlaub. Klar hatte ich vor allem am Anfang viel Arbeit, aber das Gefühl war ein anderes. Und so sind die meisten meiner Austausch-Kollegen auch jede Woche drei bis vier Mal auf irgendwelchen Partys gewesen. Da wir aber im Süden wohnen und die meisten Partys im Norden steigen, habe ich mich fast immer ausgeklinkt.

Zum Glück ging es einigen meiner Franzosen ähnlich, so dass wir viel Zeit gemeinsam verbracht haben. Die anderen haben ihr Dasein als vogelfreie Austauschstudenten aber gnadenlos ausgenutzt. Zwar haben die meisten Freundinnen oder Freunde in ihren Heimatländern, die auch alle irgendwann zu Besuch kamen. Das sollte aber kein Hindernis sein. Der Trend geht zur Zweitfreundin.

Fazit: Geile Zeit, aber nach fast fünf Monaten ist es auch genug. Langsam freue ich mich wieder auf Dortmund, mein eigenes Zimmer, in dem ich im Bett liegen kann, ohne dass morgens überraschend die Vermieterin im Raum steht oder mitten in der Nacht ein betrunkener Franzose Zigaretten schnorren will.

Und ich freue mich darauf, endlich wieder deutsch zu sprechen. Zwar ist mein Englisch viel besser geworden und auch auf Spansich kann ich mich (wenn auch sehr langsam) ganz gut verständigen. Und mein Wortschatz im Bereich der französischen Schimpfwörter ist inzwischen recht stattlich. Aber auf Deutsch geht's doch noch ein bisschen einfacher.

Vermissen werde ich die Tacos. Hier kann man keine zwei Schritte gehen, ohne auf einen Taco-Stand zu treten, der leckerste und hygienisch grenzwertigste Tacos anbietet. Gemeinsam mit dem mexiko-städtischen Smog ergibt das ein würziges Aroma in der ganzen Stadt.


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