Samstag, 5. Mai 2012
Es ist Mai, der Himmel scheint, die Sonne ist blau. Und langsam rückt das Ende meiner Zeit hier in Mexiko näher. Zeit für ein Fazit.
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Uni: Die meisten meiner Seminare sind vorbei, die Abschlussprojekte abgegeben und zum Campus gehe ich nur noch sporadisch. Nächste Woche muss ich noch einen kleinen Film schneiden, dann ist die Uni komplett Geschichte.

Insgesamt ist das Studieren hier nicht ganz das Gleiche wie in Deutschland. Es ist verschulter, wie ich bereits berichtet habe. Dafür sind die Klassen klein, meine Professoren ausnahmslos kompetent und engagiert und die Ausstattung traumhaft.

Leider sind die meisten Meiner Kommilitonen verwöhnte Kinder reicher Eltern, die es nicht einsehen, dass sie für die Uni auch was machen müssen. Im Prinzip ist das kein Ding, bei Gruppenarbeiten wird es aber zum Problem. da bin ich aus Dortmund anderes gewohnt.

Wohnen: Nachdem ich seit sechs Jahren in verschiedenen WGs gewohnt habe, war unsere "casa azul" hier sicherlich die ungewöhnlichste. Zwei Häuser, eine riesige Terrasse und elf Studenten. Das Gute: Man muss keine Party organisieren, denn die crowd ist bereits da. Und so war Donnerstag unser traditioneller Feierabend.

Meine Compañeros sind fast alle Franzosen, die alle an der selben Uni BWL studieren und seit Jahren befreundet sind. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen war das aber nie ein Problem, da ausnahmslos alle super nett sind und die meisten gut englisch sprechen. Außerdem sind die Jungs alle fußballverrückt, so dass wir oft gemeinsam Spiele geguckt haben oder kicken gegangen sind.

Leben in einer der gefährlichsten Städte der Welt unterscheidet sich komischerweise nicht groß vom Leben in Schland. Außer dass wir nie die Haustür abschließen.

Feiern: Ein Schweizer hat es neulich auf den Punkt gebracht: Eigentlich ist ein Auslandssemester ein einziger großer Urlaub. Klar hatte ich vor allem am Anfang viel Arbeit, aber das Gefühl war ein anderes. Und so sind die meisten meiner Austausch-Kollegen auch jede Woche drei bis vier Mal auf irgendwelchen Partys gewesen. Da wir aber im Süden wohnen und die meisten Partys im Norden steigen, habe ich mich fast immer ausgeklinkt.

Zum Glück ging es einigen meiner Franzosen ähnlich, so dass wir viel Zeit gemeinsam verbracht haben. Die anderen haben ihr Dasein als vogelfreie Austauschstudenten aber gnadenlos ausgenutzt. Zwar haben die meisten Freundinnen oder Freunde in ihren Heimatländern, die auch alle irgendwann zu Besuch kamen. Das sollte aber kein Hindernis sein. Der Trend geht zur Zweitfreundin.

Fazit: Geile Zeit, aber nach fast fünf Monaten ist es auch genug. Langsam freue ich mich wieder auf Dortmund, mein eigenes Zimmer, in dem ich im Bett liegen kann, ohne dass morgens überraschend die Vermieterin im Raum steht oder mitten in der Nacht ein betrunkener Franzose Zigaretten schnorren will.

Und ich freue mich darauf, endlich wieder deutsch zu sprechen. Zwar ist mein Englisch viel besser geworden und auch auf Spansich kann ich mich (wenn auch sehr langsam) ganz gut verständigen. Und mein Wortschatz im Bereich der französischen Schimpfwörter ist inzwischen recht stattlich. Aber auf Deutsch geht's doch noch ein bisschen einfacher.

Vermissen werde ich die Tacos. Hier kann man keine zwei Schritte gehen, ohne auf einen Taco-Stand zu treten, der leckerste und hygienisch grenzwertigste Tacos anbietet. Gemeinsam mit dem mexiko-städtischen Smog ergibt das ein würziges Aroma in der ganzen Stadt.


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Donnerstag, 19. April 2012
Nach dreieinhalb Monaten in der rechtlichen Grauzone bin ich nun endlich ganz legal im Land. Bis ich allerdings mein Visum bekommen habe, ist viel Wasser den Rio Bravo runtergeflossen.


Daumen hoch: Die Fingerabdruckstinte ist noch frisch, als ich mich vor dem Einwanderungsinstitut in die Sonne setze.

Alles begann, na klar, mit der Einreise. Da ich in Deutschland nicht genug Zeit hatte nach Frankfurt zu fahren, um mir ein Studentenvisum zu holen, bin ich mit Touristenvisum eingereist. Ich hatte irgendwo gelesen, das sei kein Problem. Denkste.

Mit viel Zeit (und Geld für zwielichtige mexikanische Anwälte) hat es schließlich aber doch geklappt, mein Touri-Visum in ein ordentliches Studentenvisum zu tauschen, ohne das ich weder Scheine an der Uni machen noch nach mehr als drei Monaten wieder ausreisen darf.

Zug um Zug

Nun war also mein Visum bereit und ich machte mich heute morgen auf den Weg nach Polanco, einem Stadtteil im Westen der Metropole (ich wohne im Süden). Da ich pünktlich zu meinem Termin um 9.45 Uhr da sein wollte, rechnete ich genügend Zeit für die Fahrt mit dem ÖPNV ein. Wenn ich also um kurz vor 8 losfahre, müsste das locker reichen. Dachte ich.

Mp3-Player aufgeladen, geduscht und gefrühstückt stand ich also am Bahnsteig um den Tren Ligero zu nehmen, eine Art Straßenbahn, die nach etwa 20 Minuten Fahrt das Metro-Netz erreicht. Doch leider habe ich die Arbeitsmoral der Mexikaner unterschätzt. Die ersten drei Züge waren so voll, dass einige meiner Compañeros am Bahnsteig nicht einmal mehr mit verzweifelter Gewalt reinkamen.

Ausgedehnte Taxi-Konversation

Da keine Besserung der Platzsituation in Sicht war, beschloss ich, ein Taxi zu nehmen. Doch leider hat Mexiko-Stadt genügend Einwohner um sowohl Zug als auch jeden Meter Asphalt in der Stadt zu blockieren. Trotzdem erreichte ich eine Stunde nachdem ich das Haus verlassen hatte die Metro.

Nach weiteren 40 Minuten verließ ich gutgelaunt die U-Bahn. Noch hatte ich gute 20 Minuten um zum ein paar Kilometer entfernten Einwanderungsinstitut zu kommen. Also ab ins nächste Taxi. Auf den nächsten rund fünf Kilometern unterhielt ich mich sehr gut mit dem Taxifahrer über kostenlose Englischkurse und den Fleiß deutscher Schüler. Eine halbe Stunde lang.

Mexixo sollte die Grenze zu den USA schließen

Natürlich war der Anwalt, der mir mein Visum geben wollte nirgends mehr zu finden, so dass ich mich durchfragen musste. Mit meinem immer noch ziemlich brüchigen Spanisch gelangte ich dann auch irgendwann an eine nette Dama an Schalter D. Leider aber lag mein Visum drei Meter entfernt an Schalter F, so dass sie mir nicht helfen konnte.

Wer sich vor Einwanderungswellen in die EU fürchtet, war noch nie im Migrationsbüro in DF. Horden von Menschen aller Nationalitäten wollten irgendwelche Dokumente. Und all diese Dokumente gab es wohl nur an Schalter F. Aber ich hatte Glück: Ich war schon nach zwei Stunden Schlangestehen an der Reihe.

Weitere zwei Stunden und ein Stück Pizza später war ich gegen 14 Uhr wieder zu Hause. Wie weise, dass ich mittwochs prinzipiell nicht zur Uni gehe. Man weiß ja nie was kommt.


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Montag, 9. April 2012
Die Osterwoche heißt in Mexiko "Semana Santa", die heilige Woche. Das Heilige daran: Wir haben Ferien.
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Während der Großteil meiner Austauschkollegen die Zeit genutzt hat, um in Cancún die Sau rauszulassen, habe ich zusammen mit zweien meiner Franzosen, Clement und Alex, die Ruhe im Haus genossen und einen Kurztripp nach Puebla gemacht.




Puebla liegt ca. zwei Stunden von D.F. entfernt auf der anderen Seite des Popocatépetl, gehört zu den größten Städten des Landes und ist berühmt für seine Kolonialarchitektur und sein VW-Werk. Neben einem Ausflug nach Cholula, wo eine riesige präkoloniale Pyramide ausgegraben wurde, haben wir unsere Zeit meistens im Barrio del Artista verbracht, dem Künstlerviertel.




Dort gibt es neben jeder Menge Cafés und Restaurants auch wunderschöne Straßen, in denen Künstler jeglicher Fachrichtung ihre Bilder, Handarbeiten und Möbel anbieten.



Und da die Innenstadt ziemlich touristisch ist, gibt es jede Menge (Floh-)Märkte, auf denen man Kleidung, Jesusfiguren und Numernschilder kaufen kann. Was wir dann auch getan haben.


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Dienstag, 20. März 2012
Erst dachte ich, der Vormittagskaffee wäre zu stark gewesen, denn es fühlte sich an, als würde die Erde schaukeln. Als dann meine Mitbewohner nach draußen gerannt kamen, wurde schnell klar, dass die Erde wirklich schaukelte. Mehrere Minuten lang fühlten wir uns wie auf einem Boot, nur dass es keinen Fixpunkt gab, anhand dessen man das Wackeln hätte einschätzen können.

Bis auf einen kurzen Stromausfall ist aber nix passiert.


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Sonntag, 18. März 2012
Die Uni hat mein Leben fest im Griff, so dass ich leider viel zu selten dazu komme, Neues aus Mexiko zu posten. Dafür gibt's jetzt aber gleich einen ganzen Batzen. Um die vielen Fotos etwas kompakter darzustellen, habe ich ein paar Slideshows gebastelt.
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Vor ein paar Wochen war ich zusammen mit Noelle in Chiapas, ganz im Süden des Landes im Urlaub.


Tuxtla Gutiérrez und Cañón del Sumidero

Nach 13 Stunden im überklimatisierten Bus kamen wir in Tuxtla Gutiérrez an, wo unsere größte Entdeckung ein vegearisches Restaurant war. Ansonsten hat die Stadt vor allem eines zu bieten: eine gute Busverbindung zum Cañón del Sumidero. Und da sind wir dann auch hingefahren.




Palenque und El Panchán

Weiter ging's dann nach Palenque, einer ehemaligen Maya-Stadt, deren Ruinen mitten im Urwald gefunden wurden. Die Stadt selbst (also die neue) hat nichts zu bieten. Aber ein bisschen außerhalb gibt es eine Art Holiday-Resort für Alternative. Man wohnt in kleinen Hütten, die über ein relativ großes Gelände im Urwald verteilt rumstehen. Abends gibt's Livemusik und manchmal zeigen einige der Langzeitinsassen ihre Künste am brennenden Objekt. Leider war ich (oder meine Kamera) unfähig, ordentliche Bilder davon zu machen.




Tagsüber bei den Pyramiden ging das dann besser.




Misol-Ha und Agua Azul

Von El Panchán aus haben wir dann auch noch einen Ausflug nach Agua Azul und Misol-Ha gemacht, den wohl schönsten Wasserfällen, die ich je gesehen habe. Hinter dem Misol-Ha gibt es sogar eine kleine Höhle, in die die Touristen nacheinander eingeschleust werden.




San Cristóbal de las Casas

Zum Schluss haben wir dann noch einige Tage in San Cristóbal de las Casas verbracht, der Hauptstadt der Zapatisten-Bewegung und der westeuropäischen Auswanderer. Dementsprechend wimmelt die Stadt von Ausländern (Touristen und Hängengebliebenen), an jeder Ecke gibt es vegetarische und Bio-Restaurants - und natürlich jede Menge Fair-Trade Kaffee. Kein Wunder also, dass wir uns dort wohlgefühlt haben. Aber leider war damit unser Urlaub auch schon wieder vorbei.


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Donnerstag, 26. Januar 2012
Natürlich bin ich nicht jeden Tag im Stadion. Manchmal gucke ich auch Fußball im Internet. Und das mache ich dann meistens zu Hause mit einem kühlen Getränk, einem leckeren Geäst und der mexikanischen Sonne auf dem Gesäß.

Zu Hause, das sind zwei türkisfarbene Häuser, die ich mir mit sechs Franzosen, zwei Mexikanern und einem Deutschen teile. Gemeinsam unternehmen wir viele tolle Dinge. Meistens auf der Terrasse.

Und das ist sie:

Und hier verbringe ich meine Freizeit.


Direkt links daneben liegt mein gemütliches, liebevoll gekacheltes Zimmer:

So sieht mein Zimmer aus.


Zwei Stockwerke darüber sonnen sich meine Socken...

Hier sonnen sich meine Socken.


...und haben dabei einen wunderbaren Ausblick auf Checkpoint Carlos, den Eingang zu unserer Wohnsiedlung:

Checkpoint Carlos: Der Eingang zu unserem Wohnviertel.


Im Nachbarhaus steht unsere Sandwich-, Pasta- und Taco-Fabrik:

Unsere Taco-, Sandwich- und Pasta-Fabrik.


Und zum Schluss noch ein Suchbild: Wer den skypenden Franzosen findet, darf ihn behalten:

Suchbild: Finde den skypenden Franzosen.


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Mittwoch, 25. Januar 2012
Der erste Beitrag - wie sollte es anders sein - dreht sich um Fußball. Eines Sonntags machte ich mich mit einigen meiner neuen Mitbewohner auf ins Estadio Azteca, das drittgrößte Stadion der Welt, um ein echtes mexikanisches Ligaspiel zu sehen.

Das Spiel erinnerte zwar eher an den SSV nach Veh, das Erlebnis war trotzdem unbezahlbar.

Los gings' bei uns in der Straße:

V.l.: Clement, Loic, Benjamin (hinten), Elsa, Alex, Aurélien, Margot (hinten).


Von links: Clement, Loic, Benjamin (hinten), Elsa, Alex, Aurélien, Margot (hinten).


...und hier sind auch Benjamin und Margot zu sehen.

...und hier sind auch Benjamin und Margot zu sehen.


Viva la Corona, viva el fútbol

¡Viva la Corona, viva el fútbol!


Und so sehen Franzosen von hinten aus

Und so sehen Franzosen von hinten aus.


Bei über 100.000 Plätzen bleiben bei einem normalen Ligaspiel einige frei.

Bei über 100.000 Plätzen bleiben bei einem normalen Ligaspiel einige frei. Den Jungs im Fanblock ist das ziemlich wurscht:




Aber dafür wird man am Platz bedient.

Auf den Sitzplätzen wird man dafür am Platz bedient...


Und nach dem Spiel wird standesgemäß gepöbelt.

...und nach dem Spiel wird standesgemäß gepöbelt.


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