macsicko am 18.Feb 12, 08:49 im Topic
Studium
Seit sieben Wochen studiere ich nun schon hier in Mexiko und so langsam gewöhne ich mich an das ziemlich andere Uni-System hier. Höchste Zeit für eine erste Zwischenbilanz in Sachen Studium.
Alles fing an mit einer Einführungswoche, in der den dienstältesten Austauschstudenten vorgestellt wurden, die bereits im letzen Semester hier waren und uns also mit vielen Dingen helfen können. Und das war auch nötig.
Zwar gibt es zwei sehr nette Uni-Mitarbeiterinnen, die sich nur um Austauschstudenten kümmern. Der Aufwand war trotzdem immens. Bis alle Formalitäten - Spanisch-Einstufungstest, Studentenausweis, Stundenplan, Visum,... - geregelt waren, war die erste Woche auch schon vorbei.
Schulischer Aufbau
Und dann ging's mit dem eigentlichen Studium los. Und das unterscheidet sich stark von dem, das ich aus Deutschland gewohnt bin. Der Aufbau ist viel schulischer, in manchen Kursen gibt es jede Woche Hausaufgaben, wer redet oder zu spät kommt, fliegt raus, es gibt mündliche Noten und vier Prüfungen pro Semester.
Da das Schulsystem hier eher nach amerikanischem Vorbild funktioniert, sieht auch die Zusammensetzung der Studenten anders aus. Viele sind noch ziemlich jung (18, 19) und stammen aus der oberen Mittelschicht/Oberschicht. Anders könnten sich die Eltern die Studiengebühren auch nicht leisten.
Elitedenken auf mäßigem Niveau
Mit dem Bildungssystem wurde auch das Elitedenken importiert. Die Tec versteht sich als Marke, die die zukünftigen Entscheidungsträger in Mexiko hervorbringt. Diverse internationale Rankings bestätigen diesen Kurs (auch wenn die Aussagekraft von Hochschulrankings meiner Meinung nach knapp hinter der Wettervorhersage rangiert). Dementsprechen muss man sich Sprüche anhören wie "Come on guys, this is Tec!", wenn man eine durchschnittliche Leistung erbracht hat.
Generell ist das akademische Niveau hier allerdings nicht besonders hoch. Man muss zwar viel lesen und schreiben, kann sich beim Denken aber mal ne Pause nehmen.
Hohe ethische Standards
Für uns Austauschstudenten ist die Arbeit nochmal mehr, da wir fast alle in einer Fremdsprache studieren. Da mein Spanisch noch auf dem Juhu-ich-kann-ein-Bier-bestellen-Niveau krebst, belege ich ausschließlich englischsprachige Veranstaltungen. Das ist zwar erstaunlicherweise kein Problem, kostet aber beim Lesen und Schreiben mehr Zeit als wenn die Texte auf Deutsch wären.
Was die Uni hier meiner Meinung nach auszeichnet, sind vor allem die wirklich guten und engagierten Professoren, die kleinen Kurse und die ethische Ausrichtung der Lehre. Die Uni legt großen Wert auf respektvollen Umgang, Toleranz die unbedingte Einhaltung eines hohen ethischen Standards. Außerdem ist sie starkt international ausgerichtet: Jeder Tec-Student spricht ausgezeichnetes Englisch und die meisten verbringen auch einige Zeit im Ausand.
Wenig Zeit für Außeruniversitäres
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinem Studium hier. Ich habe in einigen Bereichen extrem viel dazugelernt - auch dank der vielen Hausaufgaben. Und teilweise macht mir die viele Arbeit auch Spaß. Natürlich wäre es schön, ein bisschen mehr Zeit zu haben, um die Stadt außerhalb von Wohnung und Campus kennenzulernen - und öfter mal was von mir hören zu lassen. Ich hoffe aber, dass sich das in den nächsten Wochen öfter mal ergeben wird.
Bis dahin verbringe ich mein Wochenende aber erstmal damit, ein paar Aufgaben der letzen Woche nachzuholen und die für die kommende vorzubereiten. Ich bin ja schließlich nicht zum Spaß hier...