Freitag, 18. Mai 2012


Nach fast fünf Monaten bin ich seit gestern endlich wieder zurück im Pott, und damit ist das hier auch der letzte Eintrag. Sobald ich mein Hab und Gut aus diversen Dortmunder Kellern eingesammelt habe, bin ich auch wieder auf herkömmlichem Wege zu erreichen.

Für alle, die regelmäßig (oder ab und zu) mein Leben hier im Blog verfolgt haben: Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und Gucken.


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Samstag, 5. Mai 2012
Es ist Mai, der Himmel scheint, die Sonne ist blau. Und langsam rückt das Ende meiner Zeit hier in Mexiko näher. Zeit für ein Fazit.
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Uni: Die meisten meiner Seminare sind vorbei, die Abschlussprojekte abgegeben und zum Campus gehe ich nur noch sporadisch. Nächste Woche muss ich noch einen kleinen Film schneiden, dann ist die Uni komplett Geschichte.

Insgesamt ist das Studieren hier nicht ganz das Gleiche wie in Deutschland. Es ist verschulter, wie ich bereits berichtet habe. Dafür sind die Klassen klein, meine Professoren ausnahmslos kompetent und engagiert und die Ausstattung traumhaft.

Leider sind die meisten Meiner Kommilitonen verwöhnte Kinder reicher Eltern, die es nicht einsehen, dass sie für die Uni auch was machen müssen. Im Prinzip ist das kein Ding, bei Gruppenarbeiten wird es aber zum Problem. da bin ich aus Dortmund anderes gewohnt.

Wohnen: Nachdem ich seit sechs Jahren in verschiedenen WGs gewohnt habe, war unsere "casa azul" hier sicherlich die ungewöhnlichste. Zwei Häuser, eine riesige Terrasse und elf Studenten. Das Gute: Man muss keine Party organisieren, denn die crowd ist bereits da. Und so war Donnerstag unser traditioneller Feierabend.

Meine Compañeros sind fast alle Franzosen, die alle an der selben Uni BWL studieren und seit Jahren befreundet sind. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen war das aber nie ein Problem, da ausnahmslos alle super nett sind und die meisten gut englisch sprechen. Außerdem sind die Jungs alle fußballverrückt, so dass wir oft gemeinsam Spiele geguckt haben oder kicken gegangen sind.

Leben in einer der gefährlichsten Städte der Welt unterscheidet sich komischerweise nicht groß vom Leben in Schland. Außer dass wir nie die Haustür abschließen.

Feiern: Ein Schweizer hat es neulich auf den Punkt gebracht: Eigentlich ist ein Auslandssemester ein einziger großer Urlaub. Klar hatte ich vor allem am Anfang viel Arbeit, aber das Gefühl war ein anderes. Und so sind die meisten meiner Austausch-Kollegen auch jede Woche drei bis vier Mal auf irgendwelchen Partys gewesen. Da wir aber im Süden wohnen und die meisten Partys im Norden steigen, habe ich mich fast immer ausgeklinkt.

Zum Glück ging es einigen meiner Franzosen ähnlich, so dass wir viel Zeit gemeinsam verbracht haben. Die anderen haben ihr Dasein als vogelfreie Austauschstudenten aber gnadenlos ausgenutzt. Zwar haben die meisten Freundinnen oder Freunde in ihren Heimatländern, die auch alle irgendwann zu Besuch kamen. Das sollte aber kein Hindernis sein. Der Trend geht zur Zweitfreundin.

Fazit: Geile Zeit, aber nach fast fünf Monaten ist es auch genug. Langsam freue ich mich wieder auf Dortmund, mein eigenes Zimmer, in dem ich im Bett liegen kann, ohne dass morgens überraschend die Vermieterin im Raum steht oder mitten in der Nacht ein betrunkener Franzose Zigaretten schnorren will.

Und ich freue mich darauf, endlich wieder deutsch zu sprechen. Zwar ist mein Englisch viel besser geworden und auch auf Spansich kann ich mich (wenn auch sehr langsam) ganz gut verständigen. Und mein Wortschatz im Bereich der französischen Schimpfwörter ist inzwischen recht stattlich. Aber auf Deutsch geht's doch noch ein bisschen einfacher.

Vermissen werde ich die Tacos. Hier kann man keine zwei Schritte gehen, ohne auf einen Taco-Stand zu treten, der leckerste und hygienisch grenzwertigste Tacos anbietet. Gemeinsam mit dem mexiko-städtischen Smog ergibt das ein würziges Aroma in der ganzen Stadt.


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Donnerstag, 19. April 2012
Nach dreieinhalb Monaten in der rechtlichen Grauzone bin ich nun endlich ganz legal im Land. Bis ich allerdings mein Visum bekommen habe, ist viel Wasser den Rio Bravo runtergeflossen.


Daumen hoch: Die Fingerabdruckstinte ist noch frisch, als ich mich vor dem Einwanderungsinstitut in die Sonne setze.

Alles begann, na klar, mit der Einreise. Da ich in Deutschland nicht genug Zeit hatte nach Frankfurt zu fahren, um mir ein Studentenvisum zu holen, bin ich mit Touristenvisum eingereist. Ich hatte irgendwo gelesen, das sei kein Problem. Denkste.

Mit viel Zeit (und Geld für zwielichtige mexikanische Anwälte) hat es schließlich aber doch geklappt, mein Touri-Visum in ein ordentliches Studentenvisum zu tauschen, ohne das ich weder Scheine an der Uni machen noch nach mehr als drei Monaten wieder ausreisen darf.

Zug um Zug

Nun war also mein Visum bereit und ich machte mich heute morgen auf den Weg nach Polanco, einem Stadtteil im Westen der Metropole (ich wohne im Süden). Da ich pünktlich zu meinem Termin um 9.45 Uhr da sein wollte, rechnete ich genügend Zeit für die Fahrt mit dem ÖPNV ein. Wenn ich also um kurz vor 8 losfahre, müsste das locker reichen. Dachte ich.

Mp3-Player aufgeladen, geduscht und gefrühstückt stand ich also am Bahnsteig um den Tren Ligero zu nehmen, eine Art Straßenbahn, die nach etwa 20 Minuten Fahrt das Metro-Netz erreicht. Doch leider habe ich die Arbeitsmoral der Mexikaner unterschätzt. Die ersten drei Züge waren so voll, dass einige meiner Compañeros am Bahnsteig nicht einmal mehr mit verzweifelter Gewalt reinkamen.

Ausgedehnte Taxi-Konversation

Da keine Besserung der Platzsituation in Sicht war, beschloss ich, ein Taxi zu nehmen. Doch leider hat Mexiko-Stadt genügend Einwohner um sowohl Zug als auch jeden Meter Asphalt in der Stadt zu blockieren. Trotzdem erreichte ich eine Stunde nachdem ich das Haus verlassen hatte die Metro.

Nach weiteren 40 Minuten verließ ich gutgelaunt die U-Bahn. Noch hatte ich gute 20 Minuten um zum ein paar Kilometer entfernten Einwanderungsinstitut zu kommen. Also ab ins nächste Taxi. Auf den nächsten rund fünf Kilometern unterhielt ich mich sehr gut mit dem Taxifahrer über kostenlose Englischkurse und den Fleiß deutscher Schüler. Eine halbe Stunde lang.

Mexixo sollte die Grenze zu den USA schließen

Natürlich war der Anwalt, der mir mein Visum geben wollte nirgends mehr zu finden, so dass ich mich durchfragen musste. Mit meinem immer noch ziemlich brüchigen Spanisch gelangte ich dann auch irgendwann an eine nette Dama an Schalter D. Leider aber lag mein Visum drei Meter entfernt an Schalter F, so dass sie mir nicht helfen konnte.

Wer sich vor Einwanderungswellen in die EU fürchtet, war noch nie im Migrationsbüro in DF. Horden von Menschen aller Nationalitäten wollten irgendwelche Dokumente. Und all diese Dokumente gab es wohl nur an Schalter F. Aber ich hatte Glück: Ich war schon nach zwei Stunden Schlangestehen an der Reihe.

Weitere zwei Stunden und ein Stück Pizza später war ich gegen 14 Uhr wieder zu Hause. Wie weise, dass ich mittwochs prinzipiell nicht zur Uni gehe. Man weiß ja nie was kommt.


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